Manchmal ist die Liebe mehr, manchmal weniger

«Eltern werden – Paar bleiben». So das Thema der aktuellen Blogparade von Topelternblogs, die morgen endet. Also noch husch husch was schreiben, denn das Thema finde ich äusserst interessant. Wie ich feststellen musste, ist es aber schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt an der Blogparade teilzunehmen, denn es sind schon so tolle Beiträge zusammengekommen, die mich absolut ansprechen und die ich zu 100% unterschreiben kann. Da möchte ich mich ungern wiederholen (kann es aber nicht ganz verhindern). Zwei meiner Favourites möchte ich kurz zitieren:

Susanne von Ich lebe! Jetzt! hält fest: «Man sollte immer aufeinander achtgeben. Einander beachten und die kleinen Signale des Partners empfangen: oft übergeht man die im Alltag. Dabei helfen manchmal schon kleine Gesten, um zu zeigen: Ich weiss, Dir geht es gerade nicht so gut. Oder Du hast gerade eine schwierige Phase, wie kann ich Dich entlasten?» Sie verdeutlicht auch, dass wir als Eltern unsere Bedürfnisse lange lange zwangsläufig hinten einreihen müssen. Die Kinder bringen uns bis an die Grenzen, so dass wir uns auch in der Beziehung stets neu kennenlernen.

Tacheless redet zudem Anne-Lu von Grosse Köpfe: Natürlich entwickeln sich die Eltern weiter, die Beziehung ist im steten Wandel. Sie sagt auch: «Ihr seid ein Elternpaar, egal wie die Nummer ausgeht. Ihr werdet immer verbunden sein.» Diese Wortkreation gefällt mir extrem gut.

Was ich noch Neues zur Blogparade beitragen kann:

Wieso ist gerade DER Mann der Vater meiner Kinder?

Wie so viele junge Frauen hatte ich mit Anfang 20 das Bedürfnis nach Männern, die mich dominieren, zu denen ich aufsehen konnte. Ich dachte immer, ich würde einmal einen Franzosen heiraten. Älter als ich. Ich dachte, ich weiss ganz genau, was ich brauche, was ich will. Aber dem war nicht so, wie ich schmerzlich lernen musste. Mein letzter Exfreund, bevor ich meinen Mann kennenlernte, bedrohte und bedrängte mich. Ich hatte Angst vor ihm. Die Erfahrung brauchte ich wohl aber, um mein Bild von einer optimalen Beziehung zu revidieren.

Mein Mann dominiert mich nicht, wir sind gleichberechtigte Partner. Ich sehe uns als CEO und Verwaltungsrat unseres eigenen Familienunternehmens mit flexiblen Funktionen (und leider auch Arbeitszeiten). Unsere Beziehung ist zwar geprägt nicht nur durch Liebe, sondern auch durch Alltag, Stress, Müdigkeit, manchmal auch Wut. Aber nur mit meinem Mann an meiner Seite bin ich die Frau, die ich immer sein wollte: stark, geliebt, erfolgreich und mit beiden Füssen auf dem Boden.

Ja, auch wir haben nur wenig Zeit füreinander. «Pärchenzeit» gibt es de facto nicht, aber das ist OK. Wir als Paar definieren uns nicht darüber, wie viele Candle-light-Dinners wir dieses Jahr hatten (keines). Stattdessen schickte mich mein Mann letzten Sonntag aufmunternd mit meiner Tochter ins Kino, damit ich einmal eine Pause von meinem Sohn hatte, der mich zurzeit an meine Grenzen bringt. Am Montag kam er über Mittag von der Arbeit nachhause, nur um mich kurz zu sehen und sich mit Copperfield zu beschäftigen, damit ich durchatmen konnte. Wenn mein Mann krank ist, isoliere ich ihn von den Kindern, damit er sich ganz um sich kümmern kann. Als er 2012 sein Sprunggelenk gebrochen hatte, habe ich ihm ein halbes Jahr lang eine Antithrombose-Spritze ins Bein gesetzt, obwohl ich Spritzenphobikerin bin. Auch das ist Liebe. Wir kümmern uns. Wir sorgen uns umeinander. Wir sind füreinander da und vertrauen uns blind.

Nur mit einer Liebe, die stärker ist als jedes sexuelle Gefühl, ist es meiner Meinung nach möglich, als Elternpaar nicht in der stürmischen See des Familienalltags unterzugehen. Die Beziehung braucht ein solides Fundament, um alle Unwegsamkeiten zu überstehen, die das Leben bietet. In unserem Fall zum Beispiel zwei Fehlgeburten, Arbeitslosigkeit, Unfälle, die obstruktive Bronchitis der Tochter mit mehreren Klinikaufenthalten, die Schilddrüsenunterfunktion des Sohnes… oder ganz banal jede Krankheit, jede durchwachte Nacht wegen der Kinder.

Die Auflistung wird über die nächsten Jahre leider noch länger werden. Aber ich habe einen Partner an meiner Seite, der bedingungslos zu uns, zu mir steht. Ich würde für ihn und die Kinder alles tun. Deshalb haben wir uns gesucht und gefunden. Und deshalb ist es für mich keine Frage, ob wir ein Paar bleiben trotz der Elternschaft. Ich denke, wir sind auch ein Paar geblieben DANK der Elternschaft. Was wir zusammen geschaffen haben, ist so kostbar und erfüllt uns mit Stolz und Liebe, Dankbarkeit und Demut. Das verbindet uns für den Rest unserer Tage. Und die Beziehung, die ist sowieso im steten Wandel. Manchmal lieben wir uns mehr, manchmal weniger. Immer aber lieben wir uns.

9 thoughts on “Manchmal ist die Liebe mehr, manchmal weniger

  1. "Aber nur mit meinem Mann an meiner Seite bin ich die Frau, die ich immer sein wollte: stark, geliebt, erfolgreich und mit beiden Füssen auf dem Boden."

    Verdammt, ich hab die Blogparade verpasst und schaffe es heut enicht mehr mit zu machen, aber das brache ich auch gar nicht – ich habe Deinen Artikel den ich fast eins zu eins unterschreiben kann.
    Wir machen auch nicht gerade leichte Phasen durch, aber die Hoffnung stirbt so lange nicht, wie wir die Liebe in uns spüren – egal wie lang die Phase ist und DEIN ARTIKEL hat mit gezeigt das es geht!!!!!!!!

    Séverine – DANKE! DANKE! DANKE!!! Genau diese Worte brauchte ich gerade!!! DANKE!!!!!!

    Es drück Dich aus Deutschland ganz fest und dankbar – und ich hoffe sehr das wir uns bald kennen lernen – vielleicht bei Béa?

    JesSi Ca

  2. Der passendste Text zum Fest der Liebe, danke liebe Séverine! Ich wünsche euch ein langes liebevolles Leben Hand in Hand und auf eurer goldenen Hochzeit tanze ich mit <3 Mit meinem Bärtigen. Dem einzigen Menschen auf der Welt, mit dem die ständigen Herausforderungen unseres Lebens aussehen wie eine Spielanleitung für ein Teamspiel. Den ich mit jedem Kind mehr liebe. Mit jedem Sturm. Nicht, weil ich zu schwach wäre, das alleine zu schaffen, sondern weil es sich RICHTIG anfühlt, dass wir es zusammen machen.
    …Glückspilze…

  3. Wunderbar ge- und beschrieben … ich mag zwar erst seit etwas über einem Jahr verheiratet und einem halben Jahr Mama sein, aber kann trotzdem sagen: Du bringst es auf den Punkt! Das Elternsein ist wirklich eine Herausforderung für die Beziehung, aber gemeinsam ist das alles sogar wunderschön.

  4. Wie wahr, wie wahr. Du bringst das alles so gut auf den Punkt, dass ich gar nichts mehr hinzufügen kann. Na klar, auf den Mann kommt es an – und der muss auch erstmal in seine Vaterrolle finden bzw. damit klarkommen, dass sich die Paarbeziehung mit den Kindern ändert. Das ist mit Sicherheit schwieriger als für die Mutter, die eine Bindung zum Kind ja schon in der Schwangerschaft aufgebaut hat. Also: Respekt vor allen guten, liebenden Vätern!
    Und frohe Weihnachten 😉
    LG und herzlichen Dank für deine Teilnahme an der Blogparade,
    Anne!!!

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