11 Tipps für eine erfolgreiche Kitaeingewöhnung

Geschafft! Copperfield ist jetzt ein Kitakind und geht jeden Freitag in dieselbe Einrichtung wie LadyGaga. Da ich so froh bin, in dieser Zeit endlich ein vernünftiges Homeoffice betreiben zu können, habe ich gleich noch eine Schippe draufgelegt – ab Februar geht Copperfield auch am Dienstagnachmittag hin. Die Preise sind in der Schweiz übrigens horrend – wir bezahlen für anderthalb Tage Copperfield (Babytarif) und 2x ein halber Tag LadyGaga insgesamt stolze CHF 1‘300 – inkl. 10% Geschwisterrabatt. Ja, das ist verdammt viel Geld. Auch für uns.
Es soll hier aber nicht um die Preise gehen, sondern um die Eingewöhnung an sich. Ich habe manchen schalen Kommentar in den Social Media abgekriegt, wie wir Copperfield in lediglich zwei Wochen (die Vorgaben stammen von der Kita), in denen er sechsmal in der Kita war, an die neue Umgebung gewöhnen wollen und dass das nicht geht. Ich möchte hier keine Lanze brechen für eine möglichst schnelle Kitaeingewöhnung. Ich habe Verständnis dafür, dass es in anderen Familien anders funktioniert und gehandhabt wird. Andere Mütter würden ihre Kinder nie in eine Kita geben. Das ist OK. Ich für mich (und für meine Kinder) finde es aber gut, dass die Eingewöhnung über lediglich zwei Wochen erfolgte. Das hat mir und meinem Kind viel Stress erspart. Denn dass es emotional ungemütlich ist, ein Kind an die Kita zu gewöhnen, ist uns allen klar. Aber die Kita ist ein Fait accompli, mit dem sich mein Sohn auseinandersetzen und das er akzeptieren muss. Überspitzt gesagt: Wenn Mami nicht arbeitet, kriegt er kein Essen. So sieht es doch aus. Es führt also kein Weg daran vorbei. Augen zu und durch. Nach dieser (sicher unnötigen) Rechtfertigung möchte ich hier Tipps geben, wie eine reibungslose Eingewöhnung aussehen kann:
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Eins: Gib Dein Kind leichten Herzens in der Kita ab. Freue Dich auf Deinen Arbeitstag. Freue Dich, dass Dein Kind Spass haben wird. Jegliche negative Emotion Deinerseits wird von Deinem Kind wahrgenommen und erschwert ihm die Eingewöhnung. Wenn Mami Angst hat, muss ich auch Angst haben. Hilfe!!!

Zwei: Sei überzeugt davon, dass es Deinem Kind in der Kita gut geht. Wenn Du nicht überzeugt bist, wie soll es dann Dein Kind sein? Bist Du nicht überzeugt, dann stelle im Vorfeld entsprechende Fragen an die Betreuerinnen. Was ist Dir wichtig, damit Du sicher sein kannst?

Drei: Verabschiede Dich immer von Deinem Kind, wünsche ihm viel Spass und sage, dass Du jetzt arbeiten gehst, Dich aber schon auf den Abend freust. Sage das auch, wenn Du meinst, Dein Baby versteht Dich nicht. Es versteht Dich sehr wohl! (Das habe ich am eigenen Leib erlebt, als ich in Anwesenheit der dreimonatigen LadyGaga einmal sagte, sie sei so anstrengend. Sie weinte bittere Tränen und beruhigte sich kaum. Never ever again…)

Vier: Zögere den Abschied nicht hinaus, es wird sonst nur schlimmer. Auch wenn Dein Kind weint, gehe nach der Verabschiedung. Du wirst vermutlich draussen vor der Tür auch weinen. Das ist der erste Trennungsschmerz ever (andere Mütter erfahren das erst in der Vorschule, Du eben schon jetzt) und Du leidest. Gehe trotzdem. Du kannst nach einer Weile in der Kita anrufen und fragen, wie es Deinem Kind geht. Es hat sich vermutlich längst beruhigt und spielt zufrieden.

Fünf: Akzeptiere, dass Dich andere für eine Rabenmutter halten können, weil Du Dein weinendes Kind in der Kita zurückgelassen hast. Aber hey, Du bist ja auch böse, weil Du gerne arbeitest und Dein Kind in die Kita abgibst, so what! Und die anderen Mütter in der Kita kennen das Prozedere und werden Dir trostspendend zunicken.

Sechs: Übergib Dein Kind quasi formell von Deinen Armen zu den Armen der Kita-Bezugsperson (natürlich nicht bei 20 Kilo Kampfgewicht). Dies versinnbildlicht eine saubere Übergabe und hilft sowohl dem Kind als auch Dir, Abschied zu nehmen.

Sieben: Wenn Dein Kind dabei die Arme nach der Bezugsperson ausstreckt: Lobe es, freue Dich laut! Eifersucht ist fehl am Platz, sei lieber dankbar, dass es so gut klappt.

Acht: Freue Dich auch, dass Dein Kind abends gerade konzentriert am Spielen ist, wenn Du es abholst. Think positive! Das überträgt sich alles auf Dein Kind.

Neun: Sei nett zu den Kita-Damen. Frage nach, wie es mit dem Kind ging, bedanke Dich für die Erfolge und die Mühe, die sich die Mitarbeitenden geben. Zeige Wertschätzung. All das kommt auf Dich bzw. Dein Kind zurück. Sage aber natürlich auch, wenn etwas nicht gut läuft und Du Dir Sorgen machst.

Zehn: Dein Kind ist nicht das einzige in der Kita und auch nicht das erste, das eine Eingewöhnung gemacht hat. Sei keine Diva und BESTEHE nicht auf Dingen. An Copperfields erstem offiziellen Kitatag konnte seine Betreuerin erst um 10 Uhr in der Kita sein, ich musste den Kleinen also einer anderen Betreuerin und nicht seiner Bezugsperson übergeben. Es wurde mir aber am Tag zuvor gesagt, dass er schon sehr gut Vertrauen zu den anderen Damen des Teams aufbauen konnte. Und das glaube ich. Im ersten Moment war ich zwar etwas vor den Kopf geschlagen, dass «unsere» Bezugsperson nicht da sein würde an dem Morgen. Aber dann dachte ich: «Hey, sie kann nicht 15 Stunden am Tag anwesend sein, um alles abzudecken. Es ist OK, die wuppen das schon. Ich vertraue drauf, dass Copperfield das packt!» Und so war es denn auch und der Kleine hat kein einziges Tränchen vergossen bei der Übergabe.

Elf: Sei konsequent. Aus irgendeinem Grund hast Du Dich ja für eine Kita für Dein Kind entschieden. Ja, Gewissensbisse gehören dazu und die wirst Du so schnell auch nicht los. Aber das hat nichts mit der Kita zu tun, sondern mit Dir (ich bin auch ohne Kita so…).Wirf nicht alles über den Haufen, wenn es mal nicht gut läuft in der Kita. Gut, Copperfield ist schliesslich schon mein zweites Kind und ich kann das jetzt alles etwas lockerer sehen als vielleicht damals bei LadyGaga (ihre Kita-Zeit begann mit anderthalb Jahren, vorher war sie in der Familie fremdbetreut). Gewissensbisse habe ich immer mal wieder. Mit LadyGaga vollzogen wir übrigens Ende 2013 mit viereinhalb Jahren einen KitaWECHSEL, als ich mit Copperfield schwanger war. Nachdem ihre (älteren) Kita-Freundinnn alle in die Vorschule gewechselt hatten, war sie sehr unglücklich in der alten Kita, sie fand bei den anderen Kindern keinen Anschluss, die Betreuerinnen halfen trotz unserer Bitte nicht. Nach einem Wechsel in der Führung der Kita waren wir wirklich sehr unzufrieden. Auch hier war dann Konsequenz gefragt – gegenüber der Kita! Der Kita-Wechsel war insgesamt eine sehr schwierige Familien-Situation und mit vielen Tränen verbunden. Wir haben lange und sehr sehr viel mit LadyGaga darüber gesprochen. Auch heute noch wirft sie mir im Streit gerne vor, dass die Nachbarskinder nie in die Kita müssen, weil deren Mama ja zuhause ist… Aber es ist, wie es ist: Ich arbeite, Homeoffice hin oder her. It‘s a job. Mir ist es wichtig, dass meine Kinder begreifen, dass man arbeiten UND Kinder haben kann. Dass ich sie über alles liebe. Und dass die Kita nichts Schlimmes ist, sondern für sie eine Möglichkeit, neue Impulse abseits von zuhause zu kriegen. Das ist meine Überzeugung, und darum bin ich da konsequent.

Übrigens: Copperfield weint bei der Übergabe nach zwei Wochen schon nicht mehr, er streckt die Hände zur Betreuerin hin und schmachtet sie an. Wenn ich abends zur Tür reinkomme, ist er immer im Spiel vertieft und sieht zufrieden aus. Sobald er mich sieht, strahlt er und beginnt dann aber ein Protestheulen, das ich gemeinsam mit ihm weglache. Ein bisschen beleidigt ist er schon noch, dass er in der Kita sein muss. Bestimmt wird er auch noch ein paar Mal weinen. Bestimmt werde ich noch öfter ein schlechtes Gewissen haben. Aber LadyGaga ist nachmittags jeweils bei ihm in der Kita. Wenn auch nicht in der gleichen Gruppe, so sehen sie sich doch immer wieder, das beruhigt mich zusätzlich. Meine Tochter andererseits ist jetzt wieder motivierter für die Kita, weil ihr Bruder auch dort ist. Ich sehe nur WINS.
Ich bin froh, hat es so gut geklappt, aber ich denke, meine Einstellung als Mutter macht da viel aus. Das ist sicher alles individuell und kann bei anderen Kindern ganz anders aussehen. Der Charakter spielt natürlich auch eine Rolle. Aber ihr lest das ja, weil ihr meine Tipps kennen wollt… Ich hoffe, ich konnte helfen und freue mich auf euer Feedback!

9 thoughts on “11 Tipps für eine erfolgreiche Kitaeingewöhnung

  1. So und nicht anders 🙂 Unser (ja ich kann jetzt sagen unser) KiGa hat in der Krippe auch eine schnelle Eingewöhnung, da es ja auch den anderen Kindern gegenüber unfair wäre, wenn da ständig die Mutter beihockt, aber die eigene gehen musste..

    Bei uns wird die Eingewöhnung ja um den 01.08. herum sein.. also direkt nach dem 3.ten Geburtstag und knapp einen Monat nach der Geburt von "Gisela".. da hätte ich glaub ich auch gar nicht die Zeit und Lust da so lange zu hocken.. sollte aber nichts gravierendes passieren (wegen der neuen Situation) denke ich mal, das die Eingewöhnung ähnlich schnell wie im Spielkreis ist. Da hab ich sie am zweiten Tag auch schon 3 Stunde alleine da gelassen.

    Ich arbeite nicht und werde dann ja durch das kommende zweite auch nochmal 3 Jahre Elternzeit dranhängen und habe daher Betreuung von 8-12 Uhr gewählt.. da muss ich mir von den arbeitenden Bekannten anhören, da schafft man doch nix und dann ist doch alles knapp und und und..

    Ich würde auch nix schaffen, wenn sie länger ginge :))))) Mir reicht die Zeit und warum soll ich Leuten den Platz wegnehmen, die ihn vielleicht brauchen? Aus dem Grund war sie auch nicht in der Krippe, denn ich war ja zuhause (mit den entsprechenden Blicken, weil das Kind ja keine Sozialkontakte bekommt)..Die Zeit von 8-12 Uhr ist quasi die Wildcard, weil die keiner haben will.

    Ich glaub, egal wie man es macht, man macht es falsch.. trotz "Zuhause-Mutti-Status" bin ich voll bei Dir.. 🙂

    LG Nicola

  2. Liebe Mama OTR,
    ich bin selbst ein Freund der schnelleren Kita-Eingewöhnung, wenn es das Kind zulässt. Aber auch deshalb, weil meine Große schon ein sehr selbstbewusstes Kind war, als sie kurz vor ihrem zweiten Geburtstag ihren ersten Tag in der drop-off Spielgruppe in Hong Kong hatte. Sie hat an dem Tag gleichzeitig mit ihrem besten (kleinen) Kumpel angefangen.
    Ich war allerdings doch etwas verwundert, als die Leiterin mich und meine Nachbarin nach 15 Minuten gefragt hat, ob wir nicht für die nächsten Zweieinviertel Stunden raus gehen wollen (also bis zum Ende der Spielgruppe, die nur 2,5 Stunden ging).
    Ich hatte meine Bedenken geäußert und um ein paar mehr Minuten gebeten (meine thailändische Nachbarin hat die Chance gleich beim Schopf gepackt und ist abgedüst!). Als mein Töchterlein aber auch in der nächsten Viertelstunde keine Notiz von mir genommen hat, bin ich halt auch gegangen und es hat super geklappt. So funktioniert Kita-Eingewöhnung auf Hong Kong-chinesisch ;-). Aber wie gesagt, da sie in allen bisherigen Kinderkursen sehr selbstbewusst aufgetreten war, hatte ich kein schlechtes Gefühl…
    Liebe Grüße,
    Uta

  3. Ein sehr passender Blogeintrag zu unserer Situation. Der Kleine wird bald in die Krippe gehen und ich hoffe wirklich sehr, dass die Eingewöhnung unkompliziert verlaufen wird. Bei der Großen war das damals kein Problem, aber sie war auch ein Jahr älter als es der Kleine jetzt ist…

  4. Vielen Dank für deine tollen Tipps. Mit der Eingewöhnung sind wir mittlerweile durch, das große Geheule ist vorbei , dafür kommt ein skeptischer Blick, wenn ich sie übergebe und das schlechte Gewissen meinerseits wird auch leider nicht weniger. Aber du hast Recht: positiv denken, alles überträgt sich aufs Kind. Werde dran denken. Morgen….

  5. Nun, ich stelle einfach mal eine Behauptung aus meinen Beobachtungen auf: Je kleiner das Baby, desto einfacher die Eingewöhnung. 1-2jährige tun sich wahrscheinlich am schwersten, weil sie schon länger mit Mama zu Hause waren. So ab 2,5-3 Jahren wird's wieder einfacher, weil da die Neugier eindeutig über den Rockzipfel siegt und bei den meisten Kindern auch die Ängstlichkeit generell abnimmt und sie an anderen Kindern sehr interessiert sind.
    Ich mit meinen ganz kleinen Babys hatte immer eine sehr einfache Eingewöhnung und kann über Kitaübergaben in den letzten 3 Jahren überhaupt nichts negatives berichten, noch nicht mal ein heimliches schlechtes Gewissen. Dafür weiß ich noch, wie ich jeweils beim ersten Mal Kitazeit für 3 Stunden während der Eingewöhnung, mich zuhause seelenruhig ins Bett gelegt hab und geschlafen hab wie mein Baby in der Kita wahrscheinlich auch! Auch Kinder in die Kita geben, während man wirklich sehr krank ist und sich den ganzen Tag allein ins Bett legen und erholen kann ich nur empfehlen.
    Die Preis-Gehaltsrelation einer guten Kita ist übrigens hier bei uns genau gleich wie in der Schweiz. Kinderbetreuung kostet nunmal ein Gehalt, ob deines oder deines ist eigentlich egal. Nur zahlt man die Kita für 3 Jahre, Gehalts- und somit Pensionseinbußen auf Grund von Fehlzeiten zahlt man sehr viel länger…

  6. Ich habe diese oder letzte Woche einen ähnlichen Beitrag geschrieben in meinem Blog (glaube ich), nur andersrum … ich bin Erzieherin, und das Thema "Eingewöhnung" macht mich … nicht direkt aggressiv, aber … jeder ist einfach nur froh, wenn's vorbei ist, und die Kinder eingewöhnt sind. Glücklicherweise habe ich aktuell tiefenentspannte Eltern bei mir, die dem Kind zum Einen Selbstvertrauen mit auf den Weg geben, klare Ansagen a la "Ich komme dich abholen, wenn du Dings und Bums" und die vor allen Dingen sich selbst sicher sind, dass ihr Kind gut aufgehoben ist bei mir. 😉 Dafür habe ich im Vorfeld ein bisschen investiert – Zeit, und habe das Vertrauen der Eltern gewonnen. Dementsprechend konnten wir die Eingewöhnung massiv abkürzen. Geplant waren 8 Tage, von denen das Kind drei krank war. Nichtsdestotrotz hat sie das ganz prima gemacht, der Vater war zweieinhalb Tage mit da, am dritten die erste Trennung, die anderen Eingewöhnungstage blieb er früh ein halbes Stündchen, bis das Kind 'warm' geworden war, und danach auf Abruf (was aber nicht nötig war). Mit dem Alter hat das meiner jetzt 16 Jahre langen Berufserfahrung nach weniger zu tun als eben mit den Eltern. Wenn die unsicher sind, übertragen sie die eigene Unsicherheit auf die Kinder.

  7. Das sind ganz tolle Tipps, die wir unwissend genau so beherzigt haben. Beide Kinder sind bei uns nach dem Berliner Modell eingewöhnt wurden. Das sieht grob zwei Wochen vor. Beim Mini wurde es abgekürzt, weil er sich völlig problemlos, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, eingewöhnen ließ. mein Rockzipfel-Mama-Kind… *lach* dem alle einen "ganz schwierigen Kitastart" vorausgesagt haben. 🙂

    Ich freue mich sehr, dass es bei euch so problemlos war und du jetzt an den Kitatagen von Copperfield in Ruhe arbeiten kannst. Über Eure Preise bin ich allerdings erschrocken.

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