Meine Tops und Flops

Im März 2011 (!!!!) habe ich hier auf dem Blog notiert:

Was mich glücklich macht: meine Familie, LadyGagas Lachen, Pilze waschen, dampfenden Tee aus meiner kitschigen englischen Tasse trinken, tanzen bis der Kopf frei ist, unter die Decke schlüpfen, wenn es draussen kalt ist, ein Stück Rindfleisch in die Pfanne hauen, meinen Ehemann zum Lachen bringen, von LadyGaga umarmt werden, einen neuen Schreibstift in der Hand fühlen, Ferien planen, LadyGaga im Schlaf betrachten, Kuchen essen, Jassen, Chilenischer Cabernet, Schmuck bestaunen und an mir vorstellen, Melasse aufs Brot streichen, dem Regen zuhören, über einem Satz brüten, durch einen roten Herbst laufen, mein Gesicht mit tausend Crèmes pflegen, im Schneegestöber spazieren gehen, Kolumnen schreiben, meine Arbeit.

Was meine Stimmung in den Keller fallen lässt: Toiletten putzen, länger als 15 Minuten am Telefon aufgehalten werden, falsch ausgestellte Rechnungen, Nägel feilen, angerempelt werden, Gurken im Brötchen, etwas suchen, das ich verlegt habe, Sitzungen, die länger als eine Stunde dauern, einen Film ohne Happyend sehen, das aber im Voraus nicht wissen, Rosen zuschneiden, Insektengebrumme, Steuern zahlen und Post vom Steueramt bekommen, Zahnarzttermine wegen herausgefallener Füllungen, rissige Hände, eine Sprache nicht verstehen, Rosenkohl, Handwerker in der Wohnung, ein grauer Himmel, schlechte Grammatik, verplante Zeit und – manchmal ebenfalls meine Arbeit.

Ich habe mir Gedanken gemacht, was heute anders ist, und einfach ohne zu überlegen in die Tasten gehauen. Hier der Vergleich.

Was mich 2016 glücklich macht

Bloggen, meine Zeitschrift produzieren, ein erfolgreiches Kundengespräch, meinen Kindern beim Schlafen zusehen, Sacher-Torte essen, Teilnahme an Bloggertreffen, Copperfields kehliges Baby-Lachen, ein Inserat verkaufen, im Bett vor dem Schlafen gehen noch 10 Minuten lesen, twittern, nicht kochen müssen, mit meinem Mann und ohne Kinder unterwegs sein, mit meinem Mann mit den Kindern unterwegs sein, von Copperfield einen Kuss auf den Rücken kriegen, mit der Familie etwas erleben, alleine Auto fahren, konzentriert über einem Text brüten, zusehen wie Copperfield mit seinem Papa etwas unternimmt und ihn anhimmelt, das Haus nicht mehr selber putzen müssen, Freunde treffen, neue Leute kennenlernen und sich anfreunden, zu sehen wie Copperfield seiner grossen Schwester spontan einen Kuss gibt, fliegen (trotz Flugangst), das Meer, mit LadyGaga über die Welt philosophieren, meine Liebeskind-Tasche.

Was meine Stimmung aktuell in den Keller fallen lässt

Keine Zeit für nichts haben, mein Kleiderschrank, kochen, brüllende Kinder, Rechnungen, das Gegenteil von Stille, nicht zahlende Kunden, Küche putzen, Spinnen im Keller.

Wenn ich das so betrachte, fällt mir auf, dass sich der Fokus total verändert hat. 2011, mit einer zweijährigen Tochter, stand das Geniessen noch im Vordergrund: Rindfleisch, Pilze, Rotwein, Tee… Das Gesicht pflegen, im Schnee spazieren, dem Regen zuhören… Heute ist Kochen (m)eine Pflicht und nur selten noch Genuss um des Kochens Willen. Ich koche kindgerecht. Pragmatisch. So schnell wie möglich. Überhaupt muss alles schnell gehen. Wann habe ich denn noch Zeit, dem Regen zuzuhören?! Meine Kraft ziehe ich neu aus der Familie selbst: zu sehen, wie die Familie seit Copperfields Geburt 2014 als Ganzes zusammengewachsen ist, wie sich die Kinder gegenseitig lieben (und nicht nur hassen), wie sie wachsen, lernen, reifen und das Leben be-greifen – das entschädigt für viel Gebrüll und Frust im Alltag. Allerdings zeigt die (kurze) Negativliste auch, dass da noch ganz viel Sand im Getriebe ist.

Und wie ist das bei euch, was sind eure Tops und Flops? Hat sich etwas im Fokus verändert? Ich bin gespannt auf Euren Input!

3 thoughts on “Meine Tops und Flops

  1. Oh das hast du aber schön resümiert! Wie die Familie als Ganzes zusammengewachsen ist… Ich wollte mich eigentlich an deiner Blogparade zur Me-Time beteiligen, aber beim Überlegen ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich keine Me-Time habe. Das Baby fremdelt extrem und schläft tagsüber sehr wenig und wenn, dann auch nur in der Trage an mir dran… Im Moment ist Me-Time also eigentlich nur, wenn ich unterrichte, meine Arbeit. Und da habe ich zwar nicht die eigenen Kinder, aber viele fremde vor mir sitzen. Mein persönlicher TOP ist, wenn ich mehrere Stunden am Stück schlafen kann und keine Albträume (kann ich in dein Bett?) oder quengende Zahnungsbabys irgendwas von mir wollen zwischen 0 und 6 Uhr. Was ich besonders gut nachvollziehen kann bei deinen Tops: alleine Auto fahren. Ich kurble dann die Fenster runter (trotz Klimaanlage, aber darum geht es nicht. Es geht ums wehende Haar im Wind!), drehe das Radio laut auf und denke einfach mal nichts. So sehr ich die beiden liebe, aber diese Momente sind echt schön. Liebste Grüße

  2. Zeit für mich. Das ist ein niemals erschöpfendes Thema.
    Ich denke, es kommt darauf an, was ich als Zeit für mich definiere. Gerade habe ich Zeit für mich. Die Kinder und der Mann schlafen noch (ahh, zu früh gefrreut, es rührt sich was) und ich kann ein bißchen hier und da im Netz lesen und mich dann wieder in RUHE meiner Arbeit widmen. Dazu noch eine Tasse Kaffee und alles ist gut.
    Als Eltern wird man genügsam und die MeTime ist das was man selbst draus macht. Kleine Momente des Innehaltens genießen. Und je größer die Kinder werden (und das geht leider verdammt schnell!), desto mehr solcher Zeitfenster tun sich auf.
    Auf jeden Fall sollten wir das schlechte Gewissen ablegen, das wir uns einreden, wenn wir in manchen Momenten nur an uns denken.
    Liebe Grüße an den Ort, an dem ich an diesem Wochenende gerne gewesen wäre. MeTime und so…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert