Meine Aufgabe im Leben

Meine Tochter möchte «Tierarztbloggerin» werden. In ihrem Alter gab es für mich nur eins: Ich wollte Sängerin sein. Eine Weile liebäugelte ich mit Kreuzfahrt-Managerin, dann Übersetzerin. Irgendwann wurde die Schriftstellerei omnipräsent in meinem Leben. Ohne Schreiben ging gar nichts, deshalb wollte ich Lektorin werden. Ich studierte Geschichte und Germanistik und liess mich beim Abschluss auch als Lehrerin anerkennen. Sicher ist sicher. Ich hinterfragte den Weg nicht (oder nur wenig), denn die Liebe zur Schrift, zum Verlagswesen leiteten mich. Irgendwann war einfach klar, dass ich in einem Verlag arbeiten musste, um glücklich zu sein im Job.

Auch ich musste unten durch, und zwar reichlich. Burnout. Boreout. Stelle verloren. Fehlgeburten. Aber es ging immer weiter.

Gibt es denn überhaupt eine Aufgabe im Leben?

Ich war schon Korrektorin, Lektorin, Redaktorin, Chefredaktorin und sogar Autorin. Ich bin Bloggerin, Journalistin, publizistische Leiterin eines – meines eigenen! – Verlags. Aber was ist meine Aufgabe? Warum bin ich da im Leben? Was bleibt von mir übrig, wenn ich mal gehe – ausser den Kindern?

Wir erweitern in unserem Verlag unser Produktportfolio per 2017. Wir wachsen exponenziell. Wir sind mutig. Und das macht mir keine Angst, sondern lässt mein Herz von innen strahlen. Ich glühe regelrecht! Ich kreiere etwas in meinen Gedanken und daraus entsteht ein erfolgreiches Produkt, das von den Lesern und den Inserenten gleichermassen geliebt wird. Das gibt mir so viel!

Zusammen mit Katharina von Mama hat jetzt keine Zeit organisiere ich die SwissBlogFamily, das erste Schweizer Elternbloggerevent am 12. November in Basel. Bereits habe ich Sponsoren gefunden und tolle Speaker, die uns alle begeistern werden. Warum ich das tue? Weil es mir Spass macht!

Ich kriege Aufträge als Journalistin, spiele Klarinette und beginne neu ein Projekt im Bereich Freizeitgestaltung der Kinder im Dorf. Ich organisiere Kooperationen für den Blog. Ich fahre LadyGaga zum Schwimmunterricht und hole als Home-Office-Mutter kurzfristig auch gerne mal andere Kinder ab, deren Mütter ausser Haus arbeiten.

 

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(c) Fotolia

Ich bin Ehefrau, Mutter, Tochter, Schwester, Schwägerin, Schwiegertochter, Freundin, Arbeitskollegin und noch vieles mehr. Ich sprühe vor Kreativität und Tatendrang, heute mit 39 mehr als noch vor 20 Jahren. Ich halte 19 Bälle gleichzeitig in der Luft. Ist es also meine Aufgabe, das Leben jonglierend zu bewältigen?

Ich werde im Umfeld dafür bewundert, dass ich so viel leiste. Ich werde gefragt, wie ich das schaffe. Meine Antwort: «Alles eine Frage der Prioritäten! Ich weiss, wann was wichtig ist. Perfektionismus hat da keinen Platz.» Als ich vor Jahren an meiner ersten Weiterbildungsveranstaltung teilnahm, sagte mir die Kursleiterin (und damals war ich noch keine Mutter), dass ich ein Mamatyp sei. Es sei unglaublich, was für eine Power ich habe. Das hatte mir vorher noch nie jemand im Berufsleben gesagt. Ich dachte immer, ich sei beruflich überdreht und zu sensibel, trage das Herz auf der Zunge und bin einfach zu nett.

Nein. Ich bin gut so, wie ich bin. Denn so wie ich bin, bin ich heute erfolgreich.

Vielleicht liegt es auch daran, dass mir meine Eltern immer gezeigt haben, dass sie an mich glauben und dass ich es weit bringen werde im Leben. Ich spüre heute dieses Urvertrauen in mir. Dieses Urvertrauen in mich selbst und in meine Fähigkeiten. Lange Jahre war dieses Vertrauen verstopft durch Konventionen im Berufsleben als Angestellte. Ich wurde nicht gefördert. Heute ist das anders. Meine Familie trägt mich und gibt mir die Rückendeckung, die ich brauche. Meine Kinder und mein Mann erden mich. Das Verhältnis mit meinen beiden Geschäftspartnern sowie auch im gesamten Team im Verlag ist geprägt von gegenseitigem Respekt, Achtsamkeit und Offenheit. An schlechten Tagen (und die gibt es durchaus) blogge ich.

Mein Leben ist anstrengend und ziemlich durchgetaktet, aber gleichzeitig so erfüllend auf verschiedenen Ebenen. Dieses Glücksgefühl strahle ich wohl aus jeder Pore aus, denn das Glück kommt immer wieder zu mir zurück. Wenn die Konkurrenz anruft, um mir zähneknirschend, aber lachend zu gratulieren. Wenn Kunden und Leser oder Interviewpartner nette Mails schreiben und sich bedanken. Wenn mein Mann mir sagt, wie stolz er auf mich ist. Wenn ich merke, dass ich Leute mitreissen kann.

Ich weiss, wenn ich sterbe, fragt niemand danach, wie viel ich im Leben gearbeitet habe. Aber ich arbeite dennoch viel – weil ich es liebe und mich das glücklich macht. Die Arbeit macht mich als Charakter, als Mensch, zu einem grossen Teil aus. Wie viele Leute ich dabei mitgetragen und motiviert und ihnen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert habe – das ist doch eine schöne Aufgabe im Leben, auf die ich stolz sein kann.

Ich gehe jetzt ins Wochenende und bin mit LadyGaga alleine unterwegs. Mama-Tochter-Zeit.

One thought on “Meine Aufgabe im Leben

  1. Hallo Mama on the rocks!

    Dieser Artikel hat mir sehr gefallen, er sprüht vor Leidenschaft für das, was Du tust! Und das Glücksgefühl, das Du aus jeder Pore ausstrahlst, glänzt hier zwischen jeder Zeile durch. 🙂
    Ich habe zwei Jungs im Alter von 3 und 5 Jahren und ich versuche gerade wieder in das Arbeitsleben einzutreten… Dein Artikel motiviert mich dabei sehr! Ich danke Dir!

    Viele schöne Grüße aus München

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