Eine tolle Zeit

Ich gestehe: Ich habe momentan nix zu meckern. Die Kinder entwickeln sich super, wir führen eine glückliche Ehe, der Job läuft sehr gut. Alles fast zu gut irgendwie. Ich habe meinen Mann gestern gefragt, wo der Haken ist. Er meinte nur: «Dürfen wir nicht auch einfach mal glücklich und zufrieden sein? Es muss doch nicht immer gleich etwas passieren! Schlechte Zeiten hatten wir genug.»

Ja, vielleicht ist dem so. Also versuche ich zu geniessen. Und es fällt mir leicht.

Ich beobachte mich oft dabei, wie ich Copperfield verliebt beobachte. Er spielt gerne mal alleine in seinem Zimmer mit seinen drölfzigtausend Autos. Für zehn Minuten, 20 oder auch 30. Er kann sich wirklich beschäftigen. Das entspannt – mich. Er hat angefangen zu singen, wenn auch in seinem nuschelnden Kleinkind-Slang: «Tschu-tschu-tschu-en-Iisebahn-chunt…» ER SINGT!!
Er artikuliert Dreiwort-Sätze und ich verstehe ihn sogar. Das ist so eine Erleichterung! Er hat zwar immer noch seine Rumpelstilzchen-Anfälle, aber sie werden seltener. Er himmelt seine grosse Schwester an und ist überglücklich, wenn sie mit ihm spielt. Und sie spielen sehr toll zusammen! Aber wehe, wenn einer der beiden sich nicht wie vom anderen gewünscht verhält. Dann fliegen die Fetzen und das Gebrüll ist ohrenbetäubend, egal von welchem meiner Kinder. LadyGaga kriegt die Krise, wenn Copperfield in ihrem Zimmer ist. Spielen geht nur auf neutralem Boden (Garten, Wohnzimmer).

Und doch: Sie sind ein tolles Team und lieben sich über alles.

Sie fühlen mit, wenn der andere Sorgen mit den bösen Eltern hat. So muss das sein. Am liebsten spielen sie zusammen mit dem Papa das selbstkreierte Erdmännchen-Fangis: Die Kinder verstecken sich gemeinsam unter der Decke und der Papa sucht sie unter Monstergebrüll und fängt sie wieder ein. Das können sie stundenlang spielen. Und mir geht das Herz auf. Meine Rasselbande. Meine Familie. Mein Leben.

Letzte Woche hatten wir abgemacht, dass Copperfield alleine baden darf und LadyGaga duscht in der Zeit. Es gab ein Wettrennen, wer schneller beim Bad war. Zwei nackte Kinder rannten los, LadyGaga gewann und machte Anstalten, in die Badewanne zu klettern. Das Geheul hättet ihr hören sollen! Dieses zweieinhalbjährige Wutknäuel, das in absoluter Empörung auf die Dusche zeigte und seine grosse Schwester anfuhr: «DU! DUSCHEN!!!!» Ich musste so lachen. Was mir dann wieder Tadel der schmollenden Tochter einbrachte.

In der Kita läuft auch alles gut

Copperfield geht jetzt viermal am Morgen in die Kita und bleibt davon zweimal den ganzen Tag dort. Die Kita-Leiterin meinte, dass er das sehr gut macht und es nie Probleme mit ihm gibt. Vor kurzem trafen wir in der Stadt einen Jungen aus der Kita, der ein Jahr älter ist als Copperfield. Die zwei haben sofort zusammen gespielt und sich so aneinander gefreut. Copperfield hat mir den ganzen Tag stolz von seinem Freund erzählt.

Und auch wir als Familie haben uns sehr gut in den neuen Modus eingefunden. Mein Mann bringt Copperfield jeweils auf dem Weg zur Arbeit morgens in die Kita, ich hole ihn nachmittags oder abends wieder ab. LadyGaga gefällt es in der Schule, sie geht zweimal im neuen Dorf-Hort Mittagessen. Ich kann jetzt ausgeglichener zu normalen Tageszeiten arbeiten und habe abends wieder mehr Zeit für die Familie und speziell meinen Mann (und «The Good Wife» auf Netflix, wir sind süchtig….).

Wir sind alle zufrieden. Merkwürdig, oder?

Am besten hat mir aber jüngst diese Szene gefallen. Frühmorgens im Hause On the rocks. Alle machen sich bereit für Job, Schule, Kita. Plötzlich sehe ich an der Wand im Esszimmer eine fette Raupe krabbeln. Keine Ahnung, wo die her kam. Ich wollte sie einfangen und draussen wieder aussetzen, aber LadyGaga rannte sofort los, um ihr Tier-Beobachtungsset zu holen. Also wurde die Raupe in den Behälter gelegt, ich organisierte noch Blumen und Gras dazu. «Schau mal Copperfield, eine Raupe!» Er schaute interessiert in den Plastikbehälter. Dann brach ein euphorisches «Aupe! Aupe!» aus ihm heraus. Er rannte los und kam mit seinem Lieblingsbuch zurück, dass er der lebendigen Raupe sofort zeigen musste.

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Ich. Bin. Dahingeschmolzen!

Ja, es geht uns gerade sehr gut. Und dieses Glück teile ich gerne mit euch. Haltet euch an solchen eigenen Geschichten in eurer Familie fest! Sie tragen durch schwerere Zeiten.

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