Ich bin mein Schatz

Ich war gestresst. Der Blog hat mich gestresst. Weil er sich mit mir auf einer Reise befindet und ich nicht weiss, wohin der Weg führt. Weg vom Storytelling über die Kinder, hin zum Ich. Ich mag es aber nicht, das Ziel nicht zu kennen. Ich bin sehr zielorientiert (really?! Alle, die mich persönlich kennen, lachen jetzt sicher herzhaft). Ich war gestresst, weil ich gesehen habe, wie andere Blogs mich überholten, bessere, grössere, heissere Kooperationen machten als ich. Mehr Likes kriegen, mehr Kommentare, öfter geteilt werden. Meine Blogstatistik stresste mich.

Ihr seht das Dilemma. Obwohl mich der Blog meinem Ich näher bringen sollte, war ich immer weiter weg von mir. Ich schrieb für einen Spotpreis für Oh My Bob, einfach weil ich über Filme schreiben, mich ausprobieren wollte. Nervte mich aber über das Honorar. Gleichzeitig organisiere ich die Swiss Blog Family, die Schweizer Elternbloggerkonferenz in Basel. Ihr habt keine Vorstellung davon, wie aufwändig und ressourcenbindend das ist. Schreiben – ja wann denn?

Dann ging ich im Mai zur denkst, der Elternbloggerkonferenz in Nürnberg, wo ich auch Speakerin zum Thema Blogparaden war. Und ich fragte mich: Was soll ich überhaupt an einer Bloggerkonferenz, bin ich noch «würdig», dabei zu sein? Wieso blogge ich noch? Ich habe ja eh fast keine Zeit, und je weniger ich schreibe, desto weniger werde ich gelesen. Jammerjammerjammer.

BÄMM. Ich hörte den Vortrag von Sophie von Berlin Freckles, der mir ein Stück weit meinen Fokus wieder ins rechte Licht rückte. Meine Erkenntnisse aus ihrem Vortrag und der gesamten Konferenz:

Der Blog ist wie das Leben selbst. Man muss nicht immer für alles sofort eine Lösung haben. Der Weg ist das Ziel. Beziehungen sind nie geradlinig, genau so wenig wie Kooperationen. Dieses einfache Slide hat mich mitten in die Seele getroffen und hallt noch immer nach:

Sophie animierte uns dazu, nach dem Schatz unseres Blogs zu suchen. Mein Schatz? Ich grübelte auf Twitter. Und dann kam die Antwort von Kerstin, die mich aus den Socken haute:


Nochmals DANKE dafür!!!!

Ich glaube mittlerweile, mein Schatz sind auch meine Werte. Ich lasse mich nicht verbiegen. Solidarität bis aufs Äusserste ist mein Credo. Und Rechtschaffenheit. Authentizität. Dazu passt für mich folgendes: Tomma von der Agentur Rabach Kommunikation hat sich in der Podiumsdiskussion und in einem persönlichen Gespräch an der denkst dazu geäussert, dass Kooperationen individuell passen müssen, dass sie reifen, vielleicht auch über Jahre. Und genau das ist es, was ich will. Ich will echte Kooperationen und keine Gratismatratze. Ich will kein Giesskannenprinzip. Ich will mich nicht bewerben um eine Kooperation à la Blogfoster (eine Plattform für Blogmarketing). Echte Kooperationen sind für mich diejenigen, die – aus gegenseitiger Überzeugung – eine echte Win-Win-Situation darstellen. Tatsächlich habe ich seit Nürnberg keine Angst mehr, eine tolle Kooperation zu verpassen. Wenn ein Deal nicht zustande kommt, war es keine echte Kooperation. Und wer meinen Wert nicht anerkennt, hat auf meinem Blog keinen Platz. Deshalb suche ich in Zukunft meine Kooperationen noch sorgfältiger und noch exklusiver aus und gräme mich nicht über verpasste Chancen. Das gleiche gilt für die Swiss Blog Family. Wer den Wert der Bloggerrelations nicht anerkennt, ist weder meine noch eure Zeit Wert. Das ziehe ich ab sofort konsequent durch.

Ich bin nicht mehr gestresst wegen des Blogs. Ich schreibe wieder um des Schreibens Willen, wie ganz am Anfang meiner Geschichte. In meinem eigenen Tempo, neben Karriere, Familie und einem Kongress, den es mit Herzblut zu organisieren gilt – weil ich an den Wert des Bloggens und des Netzwerkens glaube. Und wenn ich euch mit meinem Blog erfreuen kann, umso besser. Danke, dass ihr mich weiterhin begleitet!

(c) Fotolia

12 thoughts on “Ich bin mein Schatz

  1. Meine Liebe, es schmerzt mich zu lesen, dass Du Stress wegen des Blogs empfindest. Weil andere so viel mehr machten/hätten/kooperierten, weil Du auch gerne so viel mehr aus Deinem Blog machen würdest. Mein großer Appell: Schluss mit der Vergleicherei. Dein Maßstab bist ganz allein Du selbst und nicht das, was Dir irgendwelche vermeintlichen Fachleute sagen. Und dieser Maßstab sollte Deine Zufriedenheit gemessen an Wohlfühl-Zielen sein. Ziele sollen motivieren und nicht unter Druck setzen. Wenn sie letzteres tun, sind es keine passenden für Dich.

    Wenn Du mit Deiner eigenen Anspruchshaltung haderst, wäre eine Möglichkeit zu fragen, woher die denn kommt. Warum bist Du der Meinung, mit Deinem Blog so ehrgeizige Ziele verfolgen zu müssen? Was ist Dein echter (!) innerer Antrieb? Es beginnt immer mit dem Warum, mit den Antworten auf dieses Warum.

    Ich wünsche Dir von Herzen ganz viel Gelassenheit. Bloggen soll in meinen Augen Spaß machen, Freude bringen und Zufriedenheit schaffen. Weil es gut tut, seine Gedanken aufzuschreiben, zu teilen, Feedback darauf zu bekommen und manchmal vielleicht auch zu neuen Einsichten zu kommen. Alles darüber hinaus ergibt sich im besten Fall von ganz allein. Alles Gute für Deinen Weg.

    1. Dein Kommentar ist so wahr, liebste MrsCgn. Ich glaube, ich habe das Problem falsch gewichtet dargestellt. Es ist nicht mal die Vergleicheritis (dafür habe ich ja nicht mal Zeit…). Ich stehe unter Erfolgsdruck (mir selber gegenüber), mit dem Bloggen Geld verdienen zu müssen. Aber diese Geschichte hat hier keinen Platz. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch. Jedenfalls konnte ich mich jetzt von diesem Druck bez. des Blogs komplett lösen. ich habe mir die Exklusivität jetzt endlich auf die Fahne geschrieben.
      Und der Antrieb? Wie ich beschrieben habe: Ich schreibe wieder um des Schreibens Willen. Und natürlich, um gelesen zu werden. Aber nicht mehr unter Druck, sondern aus reiner Freude – genau wie Du es auch beschreibst.

  2. Ich begleite dich gerne. <3 Ich habe gerade ja erst geschrieben, dass mich selbst das Bloggen auch furchtbar stresst. (Brauchte dafür aber 2700 krumme Worte.)
    Bei mir sind es weniger die Kooperationen, wobei ich dir bei deiner Schlussfolgerung völlig recht gebe. Ich selbst gehe nur stimmige Kooperationen zu stimmigen Preisen ein. Lieber weniger, als mehr.
    Aber ich habe auch den Luxus, dass sie mir tatsächlich recht egal sind. Aber mich stresst(e) es furchtbar, dass ich meine Stimme verloren habe, dass ich meinen Ansprüchen nicht genüge, dass die Qualität in den Keller ging, dass ich mich selbst und den Faden verloren habe.

    Ich suche gerade mich, meinen Markenkern und VOR ALLEM die Zeit für das Blog. Denn das ist bei mir leider der dickste Knackpunkt.

    Gehen wir gemeinsam weiter durch die Bloggeria? Mit UNSEREM Ding.

    Gruß und Kuss
    Kerstin

    1. Liebe Kerstin

      Ja, gehen wir gemeinsam <3 GERNE!!

      Mich stresst vielleicht weniger der Vergleich mit anderen (auch wenn das im Text jetzt so rüberkam), als das Bewusstsein darum: Du musst Geld mit Deinem Blog verdienen! Als bräuchte er eine finanzielle Existenzberechtigung, damit er „sich rechnet“.

      Eigentlich ist es ja spannend zu beobachten, dass es offenbar auch anderen Bloggern so geht wie mir. Wir sitzen im selben Boot – und wachsen gemeinsam, aneinander und füreinander.

      Hoffentlich auf bald wieder im real life!

      Séverine

  3. Ach du…mir geht es ähnlich. Bei keiner oder kaum Resonanz zu veröffentlichten Beiträgen vergeht ja irgendwann die Lust. Ich setz mich da nicht unter Druck, lasse den Blog Blog sein und bin hauptsächlich auf Instagram präsent.
    Dann halt nicht. Meistens fehlt mir die Zeit zum Schreiben. Aber nur mit „halber Backe“ kann und will ich nicht. Dann ist es lieber mal eine Weile ruhig.
    Ich lese alle deine Beiträge gerne, mag deinen humorvollen, erfrischenden Schreibstil und wünsche dir, dass du deinen Weg findest, ohne dich an „den großen Blogs“ zu messen. Ist nicht notwendig! Du bist ein Unikat!
    Ich drück dich!

  4. Hallo,
    ich lese Dich sehr gerne und hoffe, dass Du Deinen BlogWeg genau so weitergehst, wie es sich für Dich gut anfühlt.
    Gar nicht nur auf Dich bezogen frage ich mich als reine Blogleserin und eben nicht Bloggerin manchmal, warum jemand bloggt. Wegen dem Geld, das sich verdienen lässt? Wegen einem gewissen „Sendungsbewusstsein“ – weil man ewas zu sagen hat, ein besonders tolles Leben hat oder es auch nur meint? Wegen einem kleinem bisschen Ruhm? Als Tagebuchersatz?
    Das soll keine negative Kritik sein, nicht falsch verstehen, es würde mich einfach bei vielen Bloggern interessieren. Man steckt ja auch sehr viel Zeit in dieses Hobby und ich weiß, dass es mir zwar SPaß machen würde, weil ich gerne schreibe, aber die Zeit hätte ich nicht. Wenn man dann auch noch sieht, wieviel Zeit in Twitter, Instagram usw. investiert wird.

  5. Und jetzt liebe ich Dich noch mehr! Du triffst es auf den Punkt und Du bist ein Schatz! …auch wenn ich Dich noch nicht persönlich kennenlernen durfte und auch wenn ich dies erst spät gelesen habe, Stichwort „mein Tempo“ 😉 Ich kam die letzten Wochen auch wenig zum schreiben und lesen, aber dann ist da mal wieder mehr Zeit… 🙂
    Bleib wie Du bist und bleib uns erhalten!

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