Was wir unseren Kindern vererben

Auf dem letzten Ultraschallbild von LadyGaga sahen wir es ganz deutlich: Unser Baby hatte unmissverständlich die prägnanten Gesichtszüge meines Mannes. Nach der Geburt stellten wir sogar fest: Unsere Tochter ist ein regelrechtes Abbild meines Mannes. Mr. MamaOTR in Mini! Mein Gynäkologe witzelte und meinte: «Also DIE Vaterschaft ist nicht anfechtbar!» Und auch Copperfield sieht meinem Mann sehr ähnlich – wenn auch nicht ganz so stark.

Mit den Jahren verändern sich aber die Gesichtszüge und der Körper – schon von Beginn an. Seit nunmehr fünfeinhalb Jahren werde ich regelmässig gefragt: «Und, wem sieht denn LadyGaga ähnlicher, Dir oder Deinem Mann?» Eine schwierige Frage. Woran wird die Ähnlichkeit denn festgemacht? Am Gesicht? An der Statur? Am Charakter??? Es wird darüber gerätselt und argumentiert, als würde man darüber diskutieren, ob morgen die Sonne scheint. Und ich verstehe das Interesse, mir geht es nämlich nicht anders! Ich sehe fremde Kinder und denke: Von wem haben sie wohl diese Haare? Und wem ähnelt jetzt der Max? Und überhaupt: Wem gleichen denn nun meine eigenen Kinder?! Vor kurzem war LadyGaga bei der Frisörin, die diesmal den Pony sehr gerade geschnitten hat. «Sie sieht ja aus wie ich in dem Alter!», schoss es mir durch den Kopf. Plötzlich erkannte ich meine kindlichen Gesichtszüge in ihr. Das machte mich glücklich. Und stolz.

Aber es ist wie ein Sudoku, das sich nicht lösen lässt, weil sich die Gesichtszüge immer wieder ändern. Und das weiss ich nicht nur, weil das Passfoto auf Copperfields Ausweis einen übergewichtigen Sumoringer mit Doppelkinn zeigt. Warum wollen wir uns in unseren Kindern wiedererkennen? Seit einigen Tagen grüble ich darüber nach, warum es mich so freut, mich selbst in meiner Tochter wiederzuerkennen. Ist es das Weiterreichen der Gene? Das Wissen darum, dass etwas von mir weiterleben wird, wenn es mich schon längst nicht mehr gibt? Ich bin stolz. Aber worauf? Ich bin nicht besonders schön, finde ich. Aber vielleicht ist es ja so etwas wie Selbsterkenntnis, der Blick in den Spiegel, nosce te ipsum! Der Blick auf das Ganze. So bin ich also. Oder: So war ich als Kind. So halb zumindest.

Darüber brütend und nachdenkend, ist mir die Idee zu einer Blogparade gekommen: #Dubistich. Ein Kind ist die Durchmischung zweier Gen-Codes. Und doch bildet sich der eigene Charakter heraus, mit einer eigenen Meinung, eigenen Vorlieben, eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Worin aber erkennen wir uns in unseren Kindern? Es gibt gute Seiten, schlechte Seiten. Die guten machen uns als Eltern stolz. Die äh schlechten lassen uns schmunzeln. Was geht euch durch den Kopf, wenn ihr eure Kinder so betrachtet? Worin erkennt ihr euch wieder? Sind es körperliche Merkmale? Oder der Charakter?

Was wir vererbt haben

Ich habe zwei Kinder, wobei Copperfield noch kein Jahr alt und es schwierig ist, hier schon Charakterzüge von uns Eltern ableiten zu können. Er hat ja zwar schon einen Sturkopf, der auf meinen Mann schliessen lässt… aber lassen wir das. Ich fokussiere hier auf fünfeinhalb Jahre Erfahrung mit LadyGaga.
LadyGaga sah als Baby nicht nur genauso aus wie mein Mann, sie konnte von Anfang an (und kann es immer noch) die Zunge in sämtliche Richtungen rollen. Ich kann das nicht, Copperfield kann das nicht. Aber mein Mann schon. Das sieht schräg aus. Auf die Auflistung weiterer körperlicher Merkmale verzichte ich hier aber aus Platzgründen, da ich sonst jede Augenbraue, jedes Muttermal einzeln zuteilen müsste, und das Aussehen wechselt ja bekanntlich von Woche zu Woche. Ich beschränke mich auf vier Charakterzüge, je einen positiven und einen negativen pro Elternteil, die wir eindeutig zuordnen können:

Wenn etwas nicht ganz genau so läuft, wie LadyGaga das will, tickt sie aus und wird wütend. Das kann keiner nachvollziehen, nur ich – weil ich als Kind genau so war. Nur habe ich das nie gezeigt, weil ich eher ein braves, unauffälliges Kind war. Ein Beispiel: Ich malte als Kind eine Blumenvase mit Blumen. Mein Vater malte mit mir zusammen und zeichnete eine bessere Version des gleichen Motivs. Ich hätte platzen können vor Frust, habe mir aber nichts anmerken lassen. Nur um in der Folge alle Blumenbilder genauso wie mein Papa zu malen. Heute male ich mit meiner Tochter, die ganz offen wütend und traurig wird, weil ich etwas male, was sie in dieser Form noch nicht kann. Das Wissen um die eigenen Gefühle aus der Kindheit hilft mir, ihr da zu helfen und sie aufzubauen. Ausserdem muss die Socke genauso angezogen werden, wie sie das will. Wenn sie sagt, dass sie etwas macht, darf ich das nicht vorwegnehmen und selber oder gar anders machen. Wenn man nicht das antwortet, was sie hören will, flippt sie aus. Ich denke, sie ist hier die übersteigerte Form von mir selbst. Aber ich kann es nachvollziehen. Es ist der Perfektionismus, der uns beiden innewohnt, einfach in unterschiedlicher Gewichtung. Dafür hat sie ein geografisches Gedächtnis, das nie und nimmer von mir stammt. Beide, sowohl mein Mann als auch meine Tochter, können sich genau merken, wie der richtige Weg geht und wo wir lang gehen (oder fahren!) müssen. Ja, sogar vom Autorücksitz aus kennt sie den Weg. Ich laufe ja immer wie ein blindes Huhn durch die Gegend und fahre nur mit Navi Auto. Meine Tochter ist eine ganz und gar miese Verliererin. Wenn wir sie beim Spielen nicht gewinnen lassen, fliegen schon mal die Spielfiguren durch die Luft oder die Karten quer durchs Zimmer. Das ist mir völlig fremd. Ich kenne das aber von meinem Mann, der mir – als wir noch keine Kinder hatten – auch schon mal wütend die Brettfiguren vom Tisch gefegt hat. Und der nach Information der Schwiegermutter als Kind ja auch ein ganz ganz grässlich-mieser Verlierer war. Hm. LadyGaga ist dafür emotional bereits jetzt auf einer unglaublich tiefen Ebene. Sie nimmt Schwingungen wahr, kann sich in andere hineinversetzen. Sie kann ihre eigenen Gefühle benennen und zum Teil auch schon reflektieren. Sie hat einen absolut weltoffenen, lieben Charakter und nimmt alle mit auf ihre Reise durchs Leben. Sie ist eine Leaderin, hat ein offenes, herzliches Wesen und das Herz auf der Zunge. Von wem sie das wohl hat?

Nun seid ihr dran! Hiermit startet die Blogparade #Dubistich: Worin ähneln euch eure Kinder? Was findet ihr toll, was eher nicht – und warum? Oder was habt ihr von euren eigenen Eltern übernommen? Ihr habt Zwillinge? Vielleicht habt ihr ja auch Stiefkinder oder adoptierte Kinder und tragt eine ganz andere Perspektive zum Thema bei? Wie wichtig ist denn diese «Vererbung» überhaupt? Wenn eure Kinder schon erwachsen sind: Sind sie die Optimierung eurer selbst, die bessere Version? Und was meint ihr, warum wollen wir, dass unsere Kinder uns ähneln? Ich freue mich auf eure Beiträge, haut also in die Tasten!

 

Hier könnt ihr euren Beitrag bis 6. April 2015 verlinken:

13 thoughts on “Was wir unseren Kindern vererben

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