Ich bin die on/off-Mama

 

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Freitagnachmittag sind wir aus dem Urlaub zurückgekommen. Zwei Wochen ohne Bloggen und ohne Arbeit, einfach nur Urlaub. Es war toll, wenn auch anstrengend mit zwei Kindern (wem sage ich das, ihr kennt das ja…). Aber ich habe fast jeden Tag mit LadyGaga im Mittelmeer gebadet, das war so toll!

Eine Challenge war es für mich, zwei Wochen lang nicht zu bloggen. Das erste Mal seit Monaten, seit JAHREN! Zwei Wochen kein Blogpost von mir. Das hat mich zuerst nervös gemacht. Kann ich das? Aber ich hatte ja vorgesorgt und mir liebe BloggerInnen gebeten, Gastbeiträge zu schreiben. Das hat ganz wunderbar geklappt. Einige Texte hatte ich schon vor dem Urlaub erhalten und konnte sie vorbereiten, die letzten habe ich dann im Urlaub vom Sofa aus gemütlich aufbereitet. Ich habe keine Besucherzahlen verfolgt, keine Statistiken angeschaut. Einfach nur die Texte gepostet und via Twitter promoted. Und auch auf Twitter war ich ansonsten so gut wie gar nicht unterwegs und habe nur wenig von meiner Filterbubble mitgekriegt. Real life (RL) nennt man das auf Twitter.

Und irgendwie tat das gut. Einfach mal sein.

Auch die Arbeit habe ich ruhen lassen, was als Selbständige ja nicht einfach ist. Aber ich habe es getan. Ganz bewusst.

In der zweiten Urlaubswoche begann ich dann, mir zu überlegen, was ich am Wochenende zuhause tun würde. BLOGGEN!!! Unbedingt. Und ARBEITEN!!! Unbedingt. WICHTIG!!!

Freitagnachmittag kamen wir also zuhause an und verbrachten den Rest des Tages damit, das Auto auszuladen. Weltreise und so. OK, sehr viele gekaufte Schuhe. Nachts um 22 Uhr brachten wir eine total überdrehte LadyGaga ins Bett. Copperfield, der die elfstündige Reise genau wie seine grosse Schwester ganz wunderbar gemeistert hat (wirklich!), schlief allerdings nur leidlich. Komisch, im Reisebettchen meiner Eltern döste er im Urlaub schon am ersten Abend problemlos vor sich hin. Zuhause aber hatte er plötzlich Mühe. In seinem eigenen Bett.

Am Samstag wollte ich also bloggen. Aber zuerst musste ich dringend die Geschäftsmails abarbeiten. Nächste Woche Dienstag führe ich ein grosses Interview, das es vorzubereiten galt. Ausserdem habe ich nächste Woche Kundentermine. Des Weiteren: Copperfield muss zum Arzt zur Blutentnahme wegen der Schilddrüse. Ich habe einen Businesslunch. Die Mails! Da hatte Bloggen gestern keinen Platz. Ich wurde nervös und übellaunig. Denn zwischen Kochen, Haushalt, Einkaufen und Kinderbespassung blieb gestern nämlich abgesehen von einer halben Stunde – auf die komme ich nachher noch – weder Zeit fürs Bloggen, noch fürs Geschäft. Unter meinen Fingernägeln brannte es. Zwei Wochen im Ausland ohne Bloggen und Arbeiten schön und gut, aber zuhause hatte ich automatisch in den geschäftigen Working-Mom-macht-alles-gleichzeitig-Modus gewechselt. Denn das bin ich!

Aber da habe ich die Rechnung ohne die Kinder gemacht:

Heute das gleiche Drama. Mein Sohn hat neuerdings Panik, irgendetwas zu verpassen. Wenn er wach ist, kreischt und brüllt er viel: Er hat noch keine andere Sprache gefunden und versucht, sich so Gehör zu verschaffen. Er redet wirklich noch nichts, kommuniziert aber trotzdem problemlos. Anhand seines Nickens, Brüllens und Rufens verstehe ich ihn (er will etwas, nein das nicht, er ist gefrustet, er ist sauer, er langweilt sich, er ist hungrig…). Aber es zehrt an meinen unseren Nerven. Ich möchte arbeiten! Nur eine Stunde! 30 Minuten! Zehn! Mensch, wenigstens fünf Minuten ungestört denken!! Aber das geht nicht.

Und das ist das Schizophrene: Ich habe Kinder, die ich über alles liebe. Und doch verhalte ich mich wie ein Working addict, ein Workoholic. Ich bin irgendwo gefangen in meiner Arbeitswut und habe Angst, dass meine Kinder mir eines Tages sagen werden: «Du hast das Arbeiten mehr geliebt als uns!» Denn technisch gesehen ist heute unser letzter Urlaubstag, den sollte ich also noch mit der Familie geniessen. Mein Mann geht morgen wieder ins Büro. Ich aber muss schauen, wie ich die nächsten drei Wochen, in denen LadyGaga noch Sommerferien hat, vernünftig mit zwei Kids im Haus arbeiten kann, wobei Copperfield momentan gerade mal eine Stunde (!) am Vormittag (!) schläft. Von Tag zu Tag werde ich mich also neu organisieren müssen. Das beschert mir jetzt schon einen Klumpen im Magen. Wie bei einem Junkie, oder?

Mein Mann hat heute wieder mal den Nagel auf den Kopf getroffen, als er grinsend sagte: «Du bist halt eine on/off-Mama.»

Ja, so zu fixen Zeiten wäre das doch ganz praktikabel. Morgens Business, ab 12 Uhr dann Mama. Oder umgekehrt. Jeden Tag vier Stunden fix (und nicht nachts!) arbeiten zu können… ein Traum! Das geht zurzeit aber betreuungstechnisch nicht.

Auf der anderen Seite: Ohne zweites Kind hätte ich mich nie selbständig gemacht und meinen Traum verwirklicht. Der Hund beisst sich also in den Schwanz und ich jammere auf hohem Niveau. Auf sehr hohem Niveau.

LadyGaga kam gestern zu mir an den Schreibtisch (in der halben Stunde, die ich dort sitzen konnte durfte) und meinte, sie spiele jetzt «Büro» mit mir. Und sie präsentierte mir geschäftig ihre Unterlagen und erklärte mit wichtigem Ton, dass sie mit dem Chef gesprochen habe, und der bestehe darauf, dass ich diese Briefe unterschreibe und ausserdem müssten wir jetzt 100 Franken bezahlen. Das sei wichtig. Sie sagte auch: «Ich arbeite gerne, Sie auch? Ich muss jetzt dieses Buch kontrollieren, das gerade gedruckt worden ist. Vielleicht hat es noch Fehler drin.»

Vielleicht mache ich ja doch nicht alles so falsch, wie ich meine, sondern lebe meinen Kindern einfach meine Wer
te vor, damit auch ihnen später die Arbeit Spass macht. Und die Kids ihrerseits halten mich davon ab, ein komplett unglücklicher Workoholic zu werden, der nur für die Arbeit lebt. Es ist wohl wie bei allem im Leben: Die Mischung macht’s. Welcome back, Mama on the rocks!

 

7 thoughts on “Ich bin die on/off-Mama

  1. Was für ein Spagat liebe Mama on the Rocks. Und wenn ich lese, dass du jetzt noch drei Wochen beide Kinder aufgrund der Sommerferien hast, und trotzdem bestimmte Sachen schaffen musst, dann drücke ich die Daumen… für friedliche Kinder. Ich hoffe sehr, dass deine Erholung nicht gleich wieder im Eimer ist und du auch entspannen kannst.

    Willkommen zurück!!!

  2. Ja, den Zwiespalt kenne ich – warum hat der Tag nicht 72 Stunden? Denn weniger ist eben doch nicht mehr…
    Liebe Grüße und Drahtseile statt Nerven!

    Die vielbeschäftigte Küstenmami

  3. Ha, ich kann das toppen! Ich habe vier Wochen drei Kinder zu Hause und dann noch mal zwei Wochen lang zwei.
    Aber Mama, you rock it!
    Und es stimmmt, ohne die Kinder wäre auch ich nicht in dieser Situation.
    Aber man sollte sich -glaube ich- doch irgendwie feste Arbeitszeiten einrichten und dieses unbefriedigende "nur noch fün Minuten" sein lassen. Wenn möglich.
    Aber sprechen wir und Mitte September (nach den Ferien) noch mal zu diesem Thema 🙂
    Liebe Grüße

  4. Liebe Séverine,
    schön dass Du wieder da bist!
    Kann das sehr gut nachempfinden, denn mir geht es da ähnlich und ich habe noch nicht mal den Stress eines Homeoffice's! Zeit für's bloggen hatte ich hauptsächlich im Urlaub 🙂 zwar dann ganz "professionell" nur mit dem Handy aber ich hatte endlich ein bisschen Luft für die vielen Ideen in meinem Kopf.
    Freitag hatte ich meinen ersten Arbeitstag im Reisebüro. Ich wusste nicht mehr wie gut sich 4 Stunden größtenteils nur sitzen anfühlt – einfach herrlich. 🙂
    Ich glaube wir dürfen uns nicht so verrückt machen und sollten uns einfach hin und wieder mal entspannt zurück lehnen, unsere Kids anschauen und sehen, was wir alles richtig gut machen.
    Liebe Grüße und Bisous
    Tanja

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