Bei uns ist grad alles ver-rückt

Ich habe schon oft Verrücktes getan. Als Zwanzigjährige habe ich einmal spontan ein Flugticket nach Paris gebucht, um am selben Abend zufriedengeshopped wieder zuhause zu sein. Das war schon irgendwie dekadent und als Zwanzigjährige sehr aufregend. Ich bin mit dem Orientexpress durch die Schweiz gefahren, habe (leidlich) Karaoke vor vollem Haus gesungen. Mit 39 habe ich noch einmal angefangen, ein Instrument zu lernen, die Klarinette. Ich liebe es!

Ellen von Patotra fragt in ihrer aktuellen Blogparade, was wir denn schon so Verrücktes gemacht haben oder gerade tun im Leben. Spontan fiel mir dazu ein: das Voletarium im Europa Park. Das mag keine grosse Sache für euch sein. Ist es aber für mich. Ich habe nämlich massive Höhenangst. Wirklich.

Als wir nun Anfang Juli im Europapark waren, wollte ich die neue Parkattraktion unbedingt auch ausprobieren, Höhenangst hin oder her. Ich wollte meine Komfortzone bewusst verlassen. Es ist keine Achterbahn, sondern quasi ein Kino in luftiger Höhe. Das Erlebnis hat mich aber total aus den Socken gehauen. Ich habe die ganze «Fahrt» durch geweint. Vor Angst. Vor (An)spannung. Vor allem aber vor Dankbarkeit, das erleben zu dürfen. Es waren Tränen des Wunderns. Ich habe unsere Welt von oben gesehen, mich frei wie ein Vogel gefühlt. Ich habe den Eifelturm von oben bewundert und bin durch einen Vulkan geflogen. Ich habe gestaunt wie ein kleines Kind und die Welt wieder ein Stück neu kennengelernt. Es waren Tränen der Dankbarkeit, wirklich leben und staunen zu dürfen. Verrückt, oder?

Mein ganzes Leben ist zurzeit sehr ver-rückt. Mein Mann hat im Juli einen neuen Job angefangen, so dass wir ihn gefühlt kaum mehr sehen. Er verlässt morgens um 6 das Haus und kommt erst spät abends nachhause. Es ist schwierig, alles andere wäre gelogen. Die erste Konsequenz davon war, dass ich zum ersten Mal alleine mit den Kindern in Urlaub gefahren bin. Gestern sind wir zurückgeflogen. 10 Tage Andalusien, nur ich, LadyGaga und Copperfield. Ich hatte Angst, ob ich das packen würde. Es war eine Herausforderung.

Ich habe es gepackt, wie bisher so vieles in meinem Leben. Ich weiss jetzt, dass ich auch das schaffe. Wir waren im Riu Clubhotel Chiclana in Andalusien. Mehrere Pools, Rutschen, Kinder Club, gutes Essen… und Sonne satt. Ich habe die Sonne gierig aufgenommen wie eine Sonnenblume. Zwar meist im Schatten (ich bin ja nicht doof), aber auch dort ist ja Sonne. Ich habe 10 Tage Ferien im Alleingang gemeistert, wobei Copperfield gerade trocken wird und mich alle 10 Minuten durchs Hotel gejagt hat, weil er aufs Klo musste. LadyGaga war happy regelmässig im Kinder Club anzutreffen. Plötzlich kann ich sie auch mal alleine im Pool lassen (das ging vor diesen Ferien nicht). Wir drei haben viel zusammen gespielt, im Pool, Cocktails trinkend an der Bar, viel gekuschelt und gelacht, aber auch gestritten. Der Papa wurde arg vermisst, wofür ich dann der Blitzableiter war. Aber wir hatten es ganz wunderbar, und diese 10 Tage haben mich neu gestärkt und bestärkt. Ich bin eine gute Mama. (*hier Klebezettel anheften, wenn ich wieder mal ganz verzweifelt bin)

Vor über 10 Jahren war ich schon einmal an diesem Strand in Andalusien, damals mit meiner Freundin, in einem anderen Hotel. Und als ich letzte Woche so gedankenversunken am Strand spazierte, fiel es mir plötzlich wieder ein. Damals, am Strand, hatte ich mir gesagt: Eines Tages möchte ich hierhin zurückkommen mit meinen Kindern. Das hatte ich total vergessen. Verrückt, oder?

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