Der sechste Geburtstag im Lockdown

Mir war etwas mulmig vor diesem Tag. Sechs Jahre Copperfield. In diesem Alter sollte man raus in die Welt, sich feiern lassen von den Freunden, dem Kindergarten, den Grosseltern. Aber zuhause hocken? Der Gedanke machte mich traurig. Aber es gab ja keine Option. Als mein Sohn realisierte, dass sein Geburtstag dieses Jahr anders ausfallen würde als üblich, war er zunächst etwas traurig. Aber nur kurz: «Scheiss, Corona!», sagte er. Als er an seinem Geburtstag abends ins Bett ging, umarmte er mich und sagte: «Mami, das war der schönste Geburtstag überhaupt!»

So hätte sein Geburtstag ausgesehen

Wenn Business as usual gewesen wäre, hätten wir ihn um 6.30 Uhr vor dem Chindsgi mit einem Ständchen und einem selbstgemachten Muffin mit Kerze im Bett geweckt. Er hätte rasch seine Geschenke aufgemacht und sich dann für den Chindsgi bereit machen müssen. Da er nachmittags bis 15 Uhr ebenfalls Chindsgi gehabt hätte, wäre er zum Mittagessen und auch nach 15 Uhr wie üblich in den Hort gegangen, wo wir ihn früher als sonst um ca. 16.30 Uhr abgeholt hätten. Im Hort hätte er das Zvieri bestimmen dürfen und es wäre mit den Gspänli gefeiert worden. Abends wären vermutlich der Götti und auch die Grosseltern schnell vorbeigekommen. Für den Nachmittag des nächsten Tages war ein Kindergeburtstagsfest geplant, Motto: Pokémon (war ja klar).

So war sein Geburtstag

Wir «weckten» Copperfield um 6.30 Uhr mit Muffin und Kerze im Bett (er war eh schon wach vor Aufregung). Er packte seine Geschenke aus und konnte sofort damit spielen. Schon vor Corona hatten wir eine Nintendo Switch in Aktion für diesen Tag gekauft – ihr könnt euch denken, was ab diesem Zeitpunkt bei uns los war.

Der Götti, mein Bruder, deponierte ein Geschenk bei uns in der Garage. Das machte mich traurig. Dieser Virus ist einfach scheisse!! Und mein Bruder toll.

Ein einsames Geschenk, vom Götti in unserer Garage deponiert.

Copperfields Freund und seine Mama deponierten ebenfalls ein Geschenk in unserem Briefkasten und sendeten sogar eine Videobotschaft. Es gab viele Telefonanrufe. Mein Sohn erzählte allen aufgeregt von der Nintendo Switch. Und musste dann dringend weiter spielen gehen.

Das Geschenk von seinem Freund musste sofort aufgemacht werden.

Zum Mittagessen hatte er sich zunächst Spaghetti Carbonara gewünscht. Da ich das aber gerade erst die Woche davor gekocht hatte, entschied er sich spontan um. Und wünschte sich: einen Grittibänz!

Warum eigentlich nicht?! Also stellte ich mich am Vormittag in die Küche und machte einen Hefeteig. Zu Mittag assen wir Zopf und Grittibänzen. Im März.

Nachmittags schickte ich die Kinder raus in den Garten zum Durchlüften, wo sie mit den Nachbarskindern spielten. Wenn Copperfield nicht gerade wieder Nintendo Switch mit seinem Papi und der Schwester spielen «musste». Wir assen Kuchen. Abends gab es wieder Zopf und Grittibänz.

Wir vier waren da und hatten alle Zeit der Welt.

Für Copperfield war es der schönste Geburtstag. Ob das nun an der Nintendo Switch oder an uns lag (kein Stress, alle da), sei mal dahingestellt ;-). Was zählt, ist das Ergebnis.

 

1 thoughts on “Der sechste Geburtstag im Lockdown

  1. Wir hatten auch 6. Geburtstag am Montag. Und für ihn war es ebenfalls ein super toller Geburtstag. Wohl ohne Besuch aber mit Geschenken aus der Nachbarschaft vor der Tür und sogar einem Ständchen mit Gitarre und anderem von gegenüber der Strasse. Wir haben auch viel normal und Video telefoniert. Die Deko und das Essen durfte er vorher aussuchen.
    Für ihn und uns war es trotz allem ein sehr gelungener Geburtstag.

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