Kreuzfahrt mit Kleinkind

Zunächst einmal sei gesagt, dass ich ein Riesenfan von Kreuzfahrten bin. Bisher habe ich deren vier gemacht:

  • 1989 eine Woche mit meinen Eltern in der Karibik, COSTA irgendwas
  • 1997 eine Woche mit einer Freundin in der Karibik, CARNIVAL irgendwas
  • 2008 zwei Wochen Hochzeitsreise von Santiago de Chile nach Buenos Aires um das Kap Horn herum, CELEBRITY irgendwas
  • 2013 eine Woche mit Mann und LadyGaga in der Karibik, NORWEGIAN EPIC
Ich habe also gute Vergleichsmöglichkeiten, wenn auch über einen Zeitraum von 24 Jahren, in dem sich natürlich viel verändert hat. Ich versuche hier ein Resümee zu ziehen mit Schwerpunkt auf Kindertauglichkeit der Kreuzfahrten.
1989 – COSTA Es gab es nur wenige Balkonkabinen. Wir reisten in einer Innenkabine, eingequetscht wie die Ölsardinen. Lustig war es allemal. Es gab nur wenige Kinder an Bord, die anderen sprachen englisch, weshalb ich (12-jährig) nicht mit ihnen kommunizieren konnte, auch wenn wir es ein paar Mal probierten.
Mein Vater schmuggelte mich regelmässig ins Spielcasino. Das fand ich toll. Bis wir wieder hinausgeschmissen wurden, weil Kids natürlich nicht ins Casino durften. Ich erinnere mich an: mein Mami auf einem Liegestuhl liegend, ein Buch lesend. Mein Papi und ich spielend irgendwo an Board, Pingpong, Shuffleboard. Jeden Tag ein neuer Strand bzw. eine neue Umgebung, ein neues Erlebnis. Das war toll, auch für meine Eltern (glaube ich zumindest). Mit COSTA würde ich heute aber nicht mehr reisen. Das Schiff kam mir schon damals ziemlich abgewrackt vor. Bordsprache war Italienisch. Und die jüngsten Ereignisse in Italien sprechen ja auch nicht gerade für COSTA.
1997 – CARNIVAL Ich kann mich nicht an Kinder auf der CARNIVAL erinnern. Als wir 2013 aber ein Kreuzfahrtschiff aussuchten, war die CARNIVAL-Reederei lange im Rennen, da sie mittlerweile ein gutes Kinderprogramm hat und auch günstig ist. Allerdings sind die Schiffe in die Jahre gekommen. Das erkennt man auch daran, dass die Schiffe eben fast keine Balkonkabinen haben: Sie sind alt, aber renoviert. Wir wollten 2013 lieber ein neues Schiff, da uns dieser Luxus auf der Reise wichtig war. Zumal CARNIVAL zurzeit auch negativ in den Schlagzeilen ist mit der beschädigten „CARNIVAL Triumph“. Interessant fanden wir die neue CARNIVAL Breeze, aber der Termin stimmte diesen März nicht, da wir sonst nicht am Ostersonntag in die Schweiz hätten zurückfliegen können.
im Vordergrund die Carnival Breeze, hinten rechts ein älteres Schiff der Carnival-Flotte – OHNE Balkonkabinen. Gesehen in Nassau, Bahamas.

 

2008 – CELEBRITY Auf der CELEBRITY hat es definitiv KEINE Kinder. Das war für die Hochzeitsreise perfekt. Exklusive Angebote in allen Bereichen. Die Ausflüge in Patagonien waren top, die Reise wird uns unvergessen bleiben. Abends gab es viele Unterhaltungsshows, viele Bars, Bingo und ich weiss nicht was alles. Wir hatten eine teure Balkonkabine und sind heute noch mit unseren Zimmernachbarn befreundet (zwei Amerikaner, die ebenfalls auf der Hochzeitsreise waren).
2013 – NORWEGIAN EPIC Schon lange hatten wir uns überlegt, wieder einmal eine Kreuzfahrt zu machen, weil uns die Hochzeitsreise in so guter Erinnerung geblieben ist. Jetzt, wo LadyGaga dreieinhalb ist, war für uns der richtige Zeitpunkt: Sie ist als genug um sich zu benehmen, isst normal, springt nicht über die Reling. Unsere Kriterien: Es musste im März sein, weil wir in die Karibik, aber nicht im Sommer brutzeln wollten. Es musste ab Miami sein, da es Direktflüge Zürich-Miami gibt (kindertauglicher) und Miami als Zielort auch günstiger war. Das Schiff musste kindertauglich und neuer sein. Wir wollten in die Ostkaribik (kleine Antillen).
Die Wahl fiel dann auf die NORWEGIAN EPIC:
in St. Thomas

 

in Nassau, Bahamas

 

in St. Marteen
Das Schiff ist wirklich sehr kindertauglich. Es hat ein ganztägiges Kinderbetreuungsprogramm, wobei die Kinder nach Alterststufen eingeteilt werden. LadyGaga war in der Gruppe der 3- bis 5-Jährigen Die Aufnahme/Anmeldung ist sehr professionell und überzeugt. Alle wichtigen Daten und Allergien und Auffälligkeiten werden erfasst. Man muss ein Passwort angeben, mit dem man sein Kind später wieder abholen kann. Und man erhält ein portables Telefon, auf dem man angerufen wird, wenn das Kind weint oder einfach nicht mehr im Kinderklub sein will.
Wir haben das Angebot leider nur dreimal genutzt. Dann wollte LadyGaga nicht mehr, und wir wollten sie nicht zwingen. Wir dachten eigentlich, dass es ihr gefallen würde, da sie ja in der Krippe auch sehr aktiv ist. Es lag wohl an der Sprachbarriere, ähnlich wie bei meiner ersten Kreuzfahrt. Der Kinderhort an Bord ist in Englisch und Spanisch. Und da sie ja alleine war und kein bekanntes Gspänli dabei war, konnte sie sich nicht so gut mitteilen. Für den Club war es für sie also zu früh, ansonsten fanden wir das Angebot abe
r sehr gut. DENN: Der Club ist im Preis inbegriffen und er ist wirklich riesig und vielseitig. Gegen Aufpreis kann man das Kind auch nach 22 Uhr zum Schlafen abgeben, damit man selbst ausgehen kann. Das ist aber sicher nur für ältere Kinder oder Babys sinnvoll. LadyGaga hätte da nicht mitgemacht. Das Betreuungspersonal ist sehr freundlich und sympathisch.
Da das Schiff eine Joint Venture mit Nickelodeon hat, waren auch Dora the Explorer und Spongebob und Co. da. Am ersten Tag tanzte LadyGaga mit Spongebob:
Dann die unvergesslichen Fotos mit Dora. Gegen Aufpreis hätte es noch ein Frühstück mit Dora gegeben, aber das war uns zu teuer: 15 Dollar pro Kind und 10 Dollar pro Erwachsener. Und das nur für ein Frühstück mit einer Figur! Aber dennoch: Es gab wirklich viele Sachen für Kinder und ein eigenes Tagesprogramm für sie. Auch an Deck war für jeden etwas dabei: Es gab Wasserrutschen, zwei Swimming Pools, Whirl Pools (LadyGagas Favourites) und auch ein Kinderplanschbecken, das mehrheitlich im Schatten gelegen war:

 

Kinderplanschbecken

 

 

 

Kletterwand für grössere Kinder und jüngere Erwachsene – heissbegehrt!
Das Essen an Bord war auch sehr familientauglich, zumal es Freestyle-Dining gab, d.h. nicht wie sonst auf Schiffen üblich fixe Malzeiten zu fixen Zeiten, sondern man konnte essen, wann und wo man wollte – ohne Kleiderregeln. Das war mit Kind natürlich perfekt. Und dass die Crew sehr (manchmal auch zu sehr) kinderfreundlich war, habe ich ja bereits erzählt.
Wir haben eine Mini-Suite (24 m2) gebucht, denn da wir so kurzfristig dran waren, war der Preis der gleiche wie für eine normale Balkon-Aussenkabine:

 

Kabinen ohne Balkon kriegt man fast nicht mehr, es sei denn, man bucht eine Innenkabine. Wir waren relativ weit unten auf Deck 9 und auch sehr weit vom Kinderbereich entfernt, was etwas ärgerlich war. Im Nachhinein hätte ich das anders gebucht. Es war jedes Mal eine halbe Weltreise, bis wir wieder in unserer Kabine waren. Und aus der war LadyGaga immer nur schwer wieder rauszukriegen, weil sie stundenlang auf dem Hocker sass, malte und schnetzelte:
hinten rechts sieht man das Klo, hinten links (hinter dem Vorhang nicht zu sehen) ist die Badewanne/Dusche.
Auf dem Bett konnte man sehr gut schlafen. Insgesamt war die Kabine sehr grosszügig ausgestattet, so dass man auch bequem duschen konnte.

Und wenn wir dann doch aus der Kabine rauskamen, wollte LadyGaga immer DAS benutzen:

Ladygaga wollte am liebsten vom 9. in den 15. Stock mit der Treppe gehen. Dabei war unsere Kabine direkt hinter dem Lift! Laufen aber tut sie gar nicht gerne. Nur Treppensteigen. Verstehe einer diese Logik.
Fazit: Eventuell wäre es besser gewesen, eine Kreuzfahrt im Mittelmeer zu buchen, wo auch Deutsch gesprochen wird. Aber dafür hat LadyGaga die karibischen Strände umso mehr genossen. Und wir auch. Es ist wirklich toll, auch mit Kind neue Inseln zu erkunden. Klar ist das Tempo anders, man kann nicht stundenlang shoppen gehen oder etwas erkunden, sondern beschränkt sich auf das Wesentliche. Einen Kulturtrip in Griechenland z. B. könnte ich mir mit LadyGaga noch nicht vorstellen. Am einfachsten sind sicher Badeferien. Aber wenn dem Kind dann langweilig wird, ist eine Kreuzfahrt eben doch noch spannender. Deshalb: We’ll be back!

5 thoughts on “Kreuzfahrt mit Kleinkind

  1. Hallo Mama on the rocks!
    Danke für den schönen Bericht. Es ist doch interessant, wie sich die Kreuzfahrtindustrie insgesamt auf Familien im Laufe der Zeit eingestellt hat. Wir sind im Oktober letzten Jahres mit der Celebrity nach Australien gefahren und ja, da waren gerade einmal nur 17 Kinder an Bord. Das lag aber wohl an der Route (Transpazifik) und Dauer (21 Tage). Laut Besatzung sollten über Weihnachten z. B. mehr als 300 Kids an Bord sein. Und der Kids Club dort war auch echt spitze. Hat sich also auch geändert …
    Hättest du nicht Lust, auf meiner Webseite deine Reiseerfahrungen mit deiner Tochter zu teilen? Es gibt ein Reiseforum für Familien http://www.kidsaway.de/forum oder du könntest auch einen schönen Reisebereicht erstellen und hochladen (natürlich auch mit Verlinkung zu deinem schönen Blog :-): http://www.kidsaway.de
    Wir würden uns sehr freuen! Viele Grüße Kerstin

  2. Liebe Kerstin
    Danke für Deinen Kommentar! Deine Website finde ich toll und sehr informativ. Würde mich sehr freuen, einen Reisebericht bei Dir zu veröffentlichen. Muss ich speziell etwas beachten?
    LG
    Mama on the rocks

  3. Bin grad auf der Suche nach entsprechenden Erfahrungsberichten und bin so auf deinen blog gekommen! Danke fürs Teilen und werd nach meiner Reise nächstes Jahr ebenso etwas online stellen LG Irene

    1. Liebe Irene, wir machen nächsten April wieder eine Kreuzfahrt – diesmal mit zwei Kindern 🙂 ich freue mich riesig darauf!!!
      Bin gespannt auf Deinen Bericht
      LG
      Séverine

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