Mein Beitrag zu #mydigitalday: Ich bin ein Mail-Junkie

Vor kurzem habe ich zusammen mit scoyo eine neue Blogparade zum Thema #mydigitalday gestartet. Heute erzähle ich euch wie angekündigt, wie mein digitaler Alltag so aussieht. Ich wollte eine ganze Woche festhalten, aber das habe ich zeitlich nicht hingekriegt.

Exemplarisch erzähle ich euch von letztem Montag.

Mein 14. September 2015

Um 6.15 Uhr werde ich vom Radio geweckt. Mein erster Gedanke: «Ich muss das Handy checken.» Super, #mydigitalday fängt also schon vorbildlich an. Möp. Dumm nur, dass das Smartphone – wohlweislich – unten in der Küche liegt. Also ignoriere ich meinen Impuls und mache mich startklar für den Tag.
Um 6.45 Uhr gehe ich in die Küche, lade als erstes die Mails auf dem iPhone herunter. Mein Geschäftspartner bearbeitet seine Mails meistens zwischen 6 und 7 Uhr, da ist also immer was Neues dabei. Ich schaue, ob es neue Nachrichten bei Twitter gibt und beantworte sie, dann schaue ich bei Facebook nach, dann bei Whats app. Uff. Hm. Mist, Frühstück machen!!!
Ich mache also hastig das Frühstück. Um 7 Uhr sitze ich mit den Kindern am Tisch, wir essen, mein Mann macht sich im oberen Stock für die Arbeit fertig.
7.50 Uhr LadyGaga ist aus dem Haus. Nochmals schnell die Mails auf dem Smartphone checken. Und nochmals.
Ich fahre mit Copperfield los und treffe meine Schwägerin zum (zweiten…) Frühstück in der Stadt. Ich bin spät dran, schreibe aus dem stehenden Auto eine SMS. Am Ziel angekommen, simsen wir hin und her, bis wir uns gefunden haben. Wir frühstücken. Es hat kein WLAN.
Um 10 Uhr besuche ich mit Copperfield die Nachbarin auf einen Kaffee. Neben dem Kind habe ich nur den Hausschlüssel dabei. Oh und das Smartphone natürlich. Als sie kurz aufs Klo geht, checke ich kurz die Mails. Verdammter Mist!
Um 10.50 Uhr bringe ich Copperfield in die Kita. Sobald ich alleine im Auto bin, lese und beantworte ich auf Twitter, Facebook, Outlook. Eigentlich ist jetzt Homeoffice-Time. Aber oft bin ich dann geschäftlich unterwegs. So auch letzten Montag: Ich fahre über eine Stunde Auto, um im Büro meines Geschäftspartners Vorstellungsgespräche durchzuführen. Wir stellen nämlich unsere erste Redaktorin ein, yeah!!! Im Auto fahrend klingelt das Telefon, das via Bluetooth mit dem Auto verbunden ist. Ich nehme das Gespräch an, es ist ein Kunde. Bei den Vorstellungsgesprächen ist mein Smartphone auf demTisch. Ich ärgere mich selber. Wie unhöflich! Aber ich bin eine Verkäuferin, und es könnte ein Kunde anrufen, der bei mir buchen will. Also lasse ich das Smartphone dort liegen.
Als ich um 16.30 Uhr Richtung Kita fahre, checke ich nochmals schnell alle Social-Media-Kanäle, beantworte Mails, agiere.
Um 17.30 Uhr bin ich bei der Kita und hole zwei aufgedrehte glückliche Kinder ab. Nachdem ich die Mails im geparkten Auto gecheckt habe. Zuhause wird Abendbrot vorbereitet. Wir essen zu viert. Bis die Kids im Bett sind, twittere ich zwischendurch.
Nach 20 Uhr schlafen beide Kinder. Es ist Montag, ich schaue die neue Staffel Grey’s Anatomy auf dem Schweizer TV-Kanal – zeitverzögert. Danach arbeite ich im Homeoffice, das Smartphone griffbereit neben mir. Ergibt sich eine Denkpause in einem Artikel oder einem Mail oder einem Projekt generell, checke ich meine Timeline bei Twitter.
So oder ähnlich sind die nächsten Tage auch. Der erste Impuls am Morgen, den ich unterdrücke, gilt dem Smartphone. Bin ich unterwegs, ist das Smartphone immer dabei. Immer. Wenn ich etwas Lustiges/Tolles erlebe, twittere ich das sofort. Auf Facebook poste ich selten, mein Medium ist ganz klar Twitter, wobei ich problemlos (stundenweise…) ohne klar komme. Schlimmer ist aber meine Mailsucht. Ich muss immer wissen, ob ein Kunde uns einen Auftrag erteilt, ein Interviewpartner zusagt, ein Autor seinen Artikel schickt. Das ist wie ein Kick für mich. Das hat aber wohl auch damit zu tun, dass ich ein Workoholic bin.
An einem Wochenende kann ich gut (fast) ohne Smartphone auskommen. Aber unter der Woche ist der Druck enorm, geschäftlich auf dem Laufenden zu sein. Als Selbständig Erwerbstätige zerfliessen die Grenzen von Freizeit und Arbeitszeit. Diese Grenze kenne ich (leider) nicht mehr. Ich bin ein Mail- und Twitter-Junkie.

Und was macht das nun mit den Kindern? Mir ist bei dieser Selbstbeobachtung aufgefallen, dass ich vor Copperfield ungeniert das Smartphone zücke, ohne weiter darüber nachzudenken, denn «er ist ja noch so klein». Bei LadyGaga bin ich vorsichtiger. Das Handy ist immer nur kurz in meiner Hand, aber regelmässig. Dafür weiss meine Tochter, dass ich gefühlt immer am PC sitze, um zu arbeiten.

Mein Mann hat mich gestern angerüffelt, dass ich immer am Handy bin und twittere. Da hat mich unsere Tochter vehement verteidigt und gesagt, dass das nicht stimmt: «Mami schaut immer nur kurz auf das Smartphone und dann ist sie wieder da.» Genau. Mein Mann spielt viel länger auf seinem Smartphone als ich auf Twitter bin. Das ist ein Streitpunkt in unserer Ehe: Wer verbringt mehr Zeit am Handy? Vielleicht sollte die Frage also nicht lauten: Was bewirkt mein digitaler Alltag bei meinen Kindern? Sondern: Was bewirkt mein digitaler Alltag in meiner Beziehung?

Susanne Mierau von Geborgen Wachsen hat das auf Twitter sehr schön kommentiert: „Ich glaube, vor allem sollten wir nicht zu hart mit uns zu Gericht gehen. Die Zeiten sind heute anders als früher.“ Damit hat sie meiner Meinung nach Recht.

Unsere Kinder wachsen ganz natürlich in ihrem digitalen Umfeld auf und werden besser damit umgehen als wir Erwachsenen. Probleme damit haben nämlich nur wir. Oder?

2 thoughts on “Mein Beitrag zu #mydigitalday: Ich bin ein Mail-Junkie

  1. So ein schönes Thema, das gerade uns online Arbeitende und Blogger sehr betrifft. Das ist schwierig: das richtige Pensum finden, sodass die Partnerschaft nicht gestört wird.
    Aber mal ehrlich: das haben wir doch bei jedem Hobby!
    Ich freue mich auf die anderen Beiträge. 🙂

  2. Bei mir wäre es Facebook. Anstelle der Mails, meine ich.

    Die ersten Mails checke ich erst gegen 09:00 oder 10:00, wenn ich den ersten Punkt abgearbeitet habe. Nicht vorher, sonst komm ich da nicht mehr weg 😉

    K1 ist bald 7 Jahre alt, grad frisch in der Schule. Wir sind grad mitten drin in den Verhandlungen über den eigenen PC, besser noch Tablet (sagt sie selbst!) und/oder Smartphone.

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